Würdiges Gedenken an die Ez-Chaim-Synagoge
Es ist ein unscheinbarer Fußweg, der die Otto-Schill-Straße mit der Zentralstraße verbindet. Viele kennen oder nutzen ihn nicht, aber wer hinter dem Supermarkt entlanggeht, stößt dort auf einen Schaukasten und zwei Gedenktafeln. Es ist unserem Ehrenmitglied Thea Hurst, geborene Kersten, zu verdanken, dass wir dort Informationen über eine Synagoge finden, die dort nur 16 Jahre lang stand.
„Die orthodoxe Synagoge wurde von dem Leipziger Rauchwaren-Händler und Stifter Chaim Eitingon (1857-1932) gestiftet. Sie entstand durch den Umbau einer ehemaligen Turnhalle nach einem Entwurf des Leipziger Architekten G. Pflaume (†1930) und wurde am 10.09.1922 geweiht. Am Morgen des 10.11.1938 (Reichskristallnacht) wurde die Ez-Chaim-Synagoge von einem kleinen Trupp des NS-Kraftfahrkorps in Brand gesetzt und vollständig zerstört. Dabei verbrannte auch die Bibliothek der Religionsgemeinde. Für die Beseitigung der Trümmer wurden der Israelitischen Religionsgemeinde 8.234,09 Reichsmark in Rechnung gestellt.“
(zitiert nach www.leipzig-lexikon.de)
Wir als Bürgerverein bemühen uns stetig darum, das Erscheinungsbild dieses Orts so zu gestalten, dass ein würdiges Gedenken möglich ist. Gemeinsam mit interessierten Beteiligten versuchten wir bisher Gestaltungsmöglichkeiten zu diskutieren und umzusetzen. Dazu haben wir am 4. März 2012 eine Diskussionsrunde mit Elke Urban, Susan Baumgartl, Steffen Held, Timotheus Arndt und Rabbiner Zsolt Balla veranstaltet. Thea Hurst war so freundlich und hat eine Videobotschaft beigetragen. Zsolt Balla überraschte uns mit dem Vorschlag, auf diesem Grundstück einen jüdischen Kindergarten zu errichten. Am 10. September 2012 haben wir das 90. Weihejubiläum gefeiert, unter Mitwirkung des Leipziger Synagogalchors unter Leitung von Ludwig Böhme.
Wenige Jahre später und im Zuge der Sanierung des Grundstücks verschwand die Gedenktafel, die an dem Garagenbau angebracht wurde. Der Grundstückseigentümer wollte sich dazu nicht äußern. Inzwischen haben wir einen neuen Schaukasten am Fußweg zwischen Zentralstraße und Pleißemühlgraben errichtet. Die Commerzbank stellte den Standort freundlicherweise zu Verfügung. Leider wurde der Schaukasten wenig später zerstört - es blieben nur die Ständer zurück. Wir bemühen uns weiterhin um eine angemessene Würdigung des Standorts der ehemaligen Ez-Chaim-Synagoge.